Darf ich als erfolgreicher Unternehmer Emotionen zeigen?

 

Liebe Leserinnen und Leser meines Blogs,

dieser Beitrag hat mich sehr beschäftigt. Soll ich ihn veröffentlichen oder nicht? Mit der Antwort habe ich zwei Tage gerungen. Dann war ich beruflich wieder so eingespannt, dass ich die Geschichte fast aus den Augen verloren habe. Aber jetzt, nach gut zwei Wochen, ist es so weit …

Folgendes war passiert: Nach unserem Super-Medientermin in Bad Tölz am 24. Mai hat mir unsere PR noch ein paar Telefon-Interviews auf´s Auge gedrückt. Dabei war auch ein großes Berliner Medium –  und die Journalistin am anderen Ende der Leitung war nicht nur sehr nett, sondern super vorbereitet und durch Recherchen bestens präpariert. Vielleicht lag es daran, dass ich mir über Monate den Abschluss des Deals mit „wee“ als Hauptsponsor für den EC Bad Tölz gewünscht habe. Ich war während der Pressekonferenz total emotional aufgeladen – habe zwischendurch an meine Kindheit, meine Eltern gedacht. Und wie schwierig damals die Zeiten waren. Und welches Glück ich heute habe etwas zurückgeben zu können. Jedenfalls habe ich bei diesem Interview zu tief in meine Seele blicken lassen. Das wurde mir klar, als ich die O-Töne zur Freigabe vorgelegt bekam. Ich habe das gelesen – und hatte tatsächlich Tränen in den Augen, ähnlich wie in der Pressekonferenz selbst. Wie viel Sentimentalität kann ich in meiner Position in der Öffentlichkeit zulassen ohne als Schwächling wahrgenommen zu werden, ohne dass das nach PR-Coup aussieht? Ich habe die Journalistin am Sonntag angerufen und ihr mein „Magengrummeln“ erklärt. Ich bat um Verständnis dafür, dass das Interview in der entsprechenden Zeitung so nicht veröffentlicht wird und habe ihr einen alternativen Interview-Termin angeboten, der von meiner Seite weniger emotional laufen soll. Und wissen Sie was? Diese junge Dame hatte vollstes Verständnis dafür. Ein echter Profi! Ich habe mich dann beinahe nicht getraut zu fragen, ob sie ein Stück meiner Interview-Antworten nicht für meinen persönlichen Blog umschreiben könne. Worauf sie gelacht hat und antwortete: „gerne! Mach ich! Aber nur die Kurzvariante.“

„Ich sitze mitten im Anstoßkreis. In einer der schönsten Eishockey-Arenen Deutschlands, die bald nach meinem Baby benannt wird. weeArena Bad Tölz! Vor meinem geistigen Auge sehe ich mich als kleiner Junge auf der Tribüne des alten Stadions. Bebend vor Aufregung! Wie gerne wollte ich aufs Eis. Mit dem Schläger in der Hand Tore schießen. Für meine Heimat Bad Tölz. Die 70er-Jahre sahen mit mir als kleinem Burschen noch großes Eishockey! Aber nur manchmal durfte ich dabei sein. Denn dafür hatten wir eigentlich kein Geld. Aber als Sohn türkischer Gastarbeiter selbst Eishockey spielen? Das war damals so weit weg wie heute der Flug zum Mars.

Unser Mediensprecher, Herr Meuser, weckt mich abrupt aus meinen Gedanken der Kindheit: „Wie fühlen Sie sich, Herr Ehliz?“ Vor mir sitzen 20 Journalisten, alle warten … Ich entdecke bei den Gästen meinen älteren Bruder, er lächelt mich an. Abdullah Ehliz ist heute im Vorstand der Tölzer Löwen. Ganz normal – er trägt wie die anderen Vorstände und Politiker eine Trachtenjacke. Er ist ein waschechter Bayer – genau wie ich selbst. Und ich wette, er hat gerade ähnliche Gedanken wie ich.

Ich freue mich total hier sein zu dürfen. Und ich bin ein bisschen aufgeregt, antworte ich lächelnd auf die Frage in das Mikro. Ich denke mein Vater schaut jetzt von oben herunter und reibt sich das Kinn: „Ist ja doch was g´scheites geworden aus dem kleinen Cengiz! Ich habe es immer gewusst.“

Könnt Ihr Euch vorstellen, wie ich mich gerade fühle? Ich habe richtig Gänsehaut. Und das ist wirklich sehr selten. Mein Baby „wee“ wird Hauptsponsor des Clubs, den ich seit meiner Kindheit vergöttert habe. Das Eisstadion wird umbenannt in weeArena und die Vision des Mobile Payment wird hier vor Ort ein Pilotprojekt für die ganze Region, das wir dann weltweit ausrollen werden. Genial!

Mein Bruder ist ein erfolgreicher Unternehmer und im Vorstand des EC Bad Tölz. Für mich völlig logisch und normal, was für meinen Vater vor 50 Jahren undenkbar gewesen wäre. Und mein Neffe Yasin hat hier das Eislaufen gelernt, kämpfte sich beim Heimatverein bis in die erste Mannschaft durch, wechselte dann als Profi zu den Nürnberg Ice-Tigers und spielt heute selbstbewusst für die deutsche Eishockey-Nationalmannschaft. Als Deutscher mit türkischem Migrationshintergrund!

Ich bin einfach nur stolz! Ich freue mich!

Danke Papa. Danke Mama. Danke Heimat.“

Mein Vater

 

Harte, aber auch glückliche Zeiten Anfang der 70er-Jahre in Bad Tölz: Der kleine Cengiz, links, gehalten vom großen Bruder Abdullah, meine zwei Schwestern und die Eltern.

 

About the author: Cengiz Ehliz

8 comments to “Darf ich als erfolgreicher Unternehmer Emotionen zeigen?”

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  1. Eve Kling - Juni 8, 2017 at 5:31 pm Reply

    Lieber Cengiz,

    herzlichen Glückwunsch zu diesem Artikel und noch mehr zu Deinen Gefühlen.

    Als „starke“ Frau erlaube ich mir den Kommentar, dass ein Mann, der Emotionen zeigt, in meinen Augen sehr stark ist. Wer das als Schwäche sieht, ist vermutlich selbst schwach. Und stolz auf seine Kindheit, seinen Geburtsort und die damit erlebten Geschichten und Wünsche zu sein, ist ebenfalls Stärke. Auch wenn stolz sein oft negativ ausgelegt wird. Niemand sollte sich dafür schämen müssen, ganz im Gegenteil.

    Wer seine Wünsche und Ziele ständig verfolgt und weiterentwickelt, dies nicht nur aus eigenem Profit macht, sondern u. a. auch Kindern hilft, der ist nur zu beglückwünschen.

    Ich gratuliere Dir zu Deinen Gedanken, Emotionen und daraus folgenden Taten und wünsche Dir weiterhin viel Erfolg mit Wee und Deinem internationalen Team.

    Herzliche Grüße,
    Eve

  2. Michael Scheibe - Juni 8, 2017 at 9:20 pm Reply

    wow Cengiz, große klasse, das bist Du, ein Träumer, ein Visionär und ein Kämpfer der an seiner Vision festhält und diese auch in die Realität umsetzt.
    Schön das es Dich gibt.

  3. Clemens - Juni 9, 2017 at 11:04 am Reply

    Gratulation, Champ. Authentisch und hoch emotional! Genau solche Leader sind wichtig!

  4. Jitka Čechová - Juni 9, 2017 at 6:33 pm Reply

    Beautiful words and thought.Good health and success with wee. You’re great man Mr. Cengiz Ehliz wee, and thank you for your thoughts and project. 🙂

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